Hochlandkaffee
Es gibt viele Faktoren, die über die Qualität und Geschmacksrichtung des Kaffees in der Tasse entscheiden. Neben der Röstung, dem Mahlgrad und der Zubereitungsart beim Genießer spielen die Anbaumethoden, die klimatischen Bedingungen, die Ernte und die Weiterverarbeitung der Kaffeekirschen hin zu Kaffeebohnen eine große Rolle. Dann ist es die Wahl der Kaffeesorte und ihre Passung zum Anbaugebiet wichtig. Der Robusta wächst relativ unempfindlich schon ab einer Höhe von 200 Meter erfolgreich und kann bereits nach sechs Monaten seine Reife erreicht haben. Die Sorte Arabica dagegen genießt es, wenn sie es zwar feucht, aber durchschnittlich kühler hat. Ihre besten Erträge erzielt sie ab einer Höhe von 1.000 Meter über dem Meeresspiegel.
Mit der Höhe verlängert sich die Reifungsphase
Wenn die Kaffeepflanzen über einer Höhe von 1.000 bis zu 2.000 Meter wachsen, spricht man von Hochlandkaffee. Hier ist die Durchschnittstemperatur niedriger. Natürlich gibt es am Äquator keinen Frost, dennoch bleibt es frisch auch mit viel Sonne und viel tropischer Feuchtigkeit. Die Kaffeebohnen benötigen hier bis zu zehn Monate, um voll auszureifen. Kaffee-Experten sagen über die längere Reifezeit, dass sie nicht nur zu größeren Kaffeebohnen, sondern auch zur Entwicklung von mehr Aromastoffen führt, die zusammen mit der Säure in eine komplexe Balance eintreten. Hochlandkaffee zum Beispiel aus Äthiopien, der in über 1.500 Meter Höhe wächst, gilt als besonders hochwertig. Dennoch stellt die Bezeichnung Hochlandkaffee allein noch keine Garantie für einen erstklassigen Kaffee dar.
Es kommt auf die Behandlung des Kaffees an
Das hindert jedoch viele Kaffeeproduzenten nicht daran, ihre Massenware mit der Bezeichnung Hochlandkaffee adeln zu wollen um einen hohen Preis zu rechtfertigen. Doch wie oben beschrieben, kann auch ein reiner Hochlandkaffee durch eine industriell betriebene Pflanzung, Düngung und die maschinelle Erntemethode viel von seiner Eigenart und hohen Qualität verlieren. Wenn der Hochlandkaffee dann ertragssteigernd möglichst kurz weiterverarbeitet und nach Europa transportiert wird, kann man nicht viel über seine Qualität sagen - außer seine Herkunft zu benennen. Dann entscheidet die Art der Röstung, was letztendlich aus dem so behandelten Kaffee wird. Bei einer sehr kurzen Massenröstung mit einer viel zu hohen Temperatur verliert die komplexe und feine Balance einiges von ihrer Ausgewogenheit.
Letztendlich entscheidet der Geschmack
Damit nicht genug werden für manche Marken dieses so angepriesenen “Hochlandkaffees” vor oder nach dem Rösten auch noch Mischungen hergestellt, um für den Endverbraucher einen möglichst immer gleichen Geschmack zu ermöglichen. Dieser Geschmack mag nicht schlecht sein, jedoch wird ein Kenner den für ihn oder sie so wichtigen einzigartigen Charakter des Kaffees nicht mehr herausschmecken können. Die eigentlich benennbaren fruchtigen Noten überlagern sich und ergeben einen Einheitsgeschmack. Die feine Balance zwischen Aromen und Geschmack verliert ihre Ausgewogenheit. Mit solch einem Kaffee verliert man oft auch die Möglichkeit durch kleine Änderungen in der Zubereitungsart die geschmacklichen Nuancen zu beeinflussen. Dann hat das Qualitätsmerkmal Hochlandkaffee leider seinen Wert eingebüßt.