Äthiopien

Äthiopien ist ein faszinierendes Land in Afrika. Der bevölkerungsreichste Binnenstaat der Erde zählt um die 120 Millionen Einwohner und liegt zum Teil höher gelegen als jedes andere Land des Kontinents. Dieser Vielvölkerstaat besitzt aber noch viele weitere einzigartige Eigenschaften. Über 80 Ethnien oder Völkergruppen sprechen an die 100 Sprachen. Das Christentum, Judentum und Islam waren dort viel früher verbreitet als in Europa. Eine 3.000 Jahre währende ununterbrochene Geschichte zu einem guten Teil als unbesiegtes Kaiserreich formte eine ungeheure kulturelle Vielfalt. Für die meisten Wissenschaftler gilt Äthiopien als die Wiege der Menschheit. Und es gilt als die Wiege des Kaffees. Hier wurden die sagenhaften Kräfte der Kaffeekirschen entdeckt und die ersten Kaffeepflanzen kultiviert. Kein Wunder, dass der Kaffee in vielen Zeremonien zelebriert wird, denn immerhin leben zwischen 15 und 20 Millionen Menschen vom Kaffeeanbau. Trotz eines großen wirtschaftlichen Wachstums im Land über die letzten 20 Jahre, leben allerdings viele Menschen in Armut. So beschränkt sich der Export Äthiopiens hauptsächlich auf Kaffee und in der Reihe der großen Produzenten von Kaffee steht Äthiopien an 5. Stelle. Selbst der Name Kaffee entstammt wohl der äthiopischen Provinz Kaffa. Durch seine hohe Lage gilt Äthiopien als Paradies für die Sorte Arabica.

Der Arabica aus Äthiopien

Die Namen der bekanntesten Arabicas aus Äthiopien wachsen alle in den hochgelegenen Provinzen auf 1500 bis 2100 Meter und heißen z.B. Hambela, Harrar, Yirga, Limu oder Sidamo. Das gemeinsame Kennzeichen der Arabica ist ihr langsamer Wuchs, der zu einer vertieften Aromabildung beitragen soll. Und dafür braucht es nunmal die große Höhe und eine entsprechend kühlere Atmosphäre. Der äthiopische Kaffee gilt als blumig und fruchtig im Geschmack und zeichnet sich durch einen leichten und harmonischen Körper aus. Jedoch sind die Geschmacksnoten so vielfältig wie seine Anbaumethoden, die Weiterverarbeitung, die Art der Röstung und der Zubereitung. Deutschland gilt als größter Abnehmer äthiopischen Kaffees. Dennoch ist es nicht ganz leicht, reinen äthiopischen Kaffee zu erwerben. Aufgrund der häufig von Kleinbauern und Kooperativen durchgeführten komplexen Anbaumethoden ist dieser Kaffee recht hochpreisig. Man darf schon mit dem Doppelten des üblichen Preises für ganze Bohnen rechnen - aber es lohnt sich. So wird der Hambela, wie oft üblich, in einer Mischkultur angepflanzt. Das schont den Boden, bringt Schatten für die Kaffeepflanzen und macht natürlich die Ernte von Hand erforderlich. Die Kleinbauern bringen die Ernte zur Wäscherei, wo die Kaffeekirschen zunächst entpulpt und dann viele Stunden unter Wasser fermentiert werden. Mit der zweiten Wäsche wird das restliche Fruchtfleisch entfernt, bevor die Bohnen trocknen dürfen. Diese Art der Aufbereitung sorgt für eine einzigartig frische und lebendige Säure.

Qualitätssicherung im eigenen Land

An die 50% des Kaffees werden im Land selbst getrunken, das hält die Ansprüche hoch. Die Äthiopier lieben die tägliche Kaffeezeremonie, die, so vorhanden, viel Zeit in Anspruch nimmt. Auf dem Land beginnt sie mit dem Rösten der Kaffeebohnen in der großen Pfanne. Grob zermahlen mit dem Mörser werden die Bohnen dann in der tönernen Jebena-Kanne aufgekocht und in Schalen genossen - oft mit Zucker und Milch verfeinert. An guten Tagen wird dieser Vorgang bis zu dreimal wiederholt - und besonders der dritte Ablauf der Zeremonie soll Glück und Segen für die Familie bringen.